Musste das Buch damals in der Schule lesen und war nicht so begeistert. Habe es jetzt nochmal mit meiner Nachhilfeschülerin gelesen und fand es ab der zweiten Hälfte total spannend. Der Zugang zu den Figuren ist mir durch den Schreibstil anfangs schwer gefallen und wirklich lieb gewonnen habe ich niemanden, aber darum geht es hier, glaube ich, auch nicht. 
Die Autorin zeichnet eine Gesellschaft, die die Gesundheit als höchstes Gut ansieht. Anfangs klingt das nach einer Utopie, man merkt jedoch schnell, dass das Ausmaß an staatlicher Überwachung und Kontrolle eher dystopische Züge trägt. Die Protagonistin fängt, ausgelöst durch einen Schicksalsschlag, an, an der METHODE zu zweifeln und wir folgen ihr, wie sie nach und nach begreift, in was für einem unterdrückenden System sie lebt.
Die Autorin zieht anhand der Beschreibung einer Gesundheitsdiktatur unzählige Parallelen zu aktuellen Themen wie digitaler Überwachung, Gesundheitswahn, das Verhältnis von Staat und Individuum etc., habe mir total viele Stellen markiert, die einige Debatten gut auf den Punkt bringen. 
Mir hat besonders gefallen, dass man nicht nur Kramer und Mia, als METHODEN-Verfechter und -Gegnerin hat, sondern durch die Richterin Sophie oder die Nachbarinnen auch "normale" Menschen kennenlernt und dadurch eher nachvollziehen kann, wie das Leben in diesem System ist und warum auch Mia erst "wachgerüttelt" werden musste, um zur Systemkritikerin zu werden. Es gibt (fast) keine "guten" oder "bösen" Charaktere, sondern es wirkt so, als könnte jeder zu Mia, aber vielleicht auch zu Kramer werden. Kramer ist eh ein toller Charakter und seine Diskussionen mit Mia zählen zu meinen liebsten Stellen im Buch.
Fazit: Kann jetzt eher verstehen, wieso man Corpus Delicti in der Schule lesen muss, aber glaube auch, dass das für die meisten Schüler viel zu kompliziert geschrieben ist und dadurch eher vom Lesen abschreckt. :D